Mythen beschreiben allgemein gültige Zusammenhänge in
symbolischer Form. Der Mythos von Inannas Reise in die Unterwelt kann uns
dienen, intuitiv ein Verständnis für unsere Ausflüge ins Land des Nicht-Wissens
zu bekommen. In einem ca. 11 Minuten langen Video erzählt Chameli Ardagh diesen
Mythos (mit deutscher Übersetzung). Chameli betont, dass es darum geht, dass wir jedes Mal
bei einem Abstieg in die Unterwelt einen Teil unserer Identität verlieren, der
nicht mehr zeitgemäß ist. In solchen Transformationsphasen entwachsen wir also
unseren zu klein gewordenen Kleidern und wachsen jedes Mal mehr in das hinein,
was wir eigentlich sind. Nach dieser Veränderung tauchen wir wieder auf in der
Oberwelt, mit neuer Kraft, mit neuer Klarheit, mit neuer innerer Weisheit. Die
Krise wird zur Chance...
Jede einzelne Reise in das Land des Nicht-Wissens ist
individuell und einzigartig. Daher gibt es keinen allgemein gültigen
Reiseführer durch die Unterwelt. Aus der Erfahrung heraus lassen sich
allerdings zehn Punkt in einer Art Leitfaden festhalten, der die Reise durchaus
erleichtert:
1. Freiwillig
mitgehen
(C) Uli Feichtinger, 2009 |
Wenn ich merke, dass sich wieder eine
Transformationsphase anbahnt, gehe ich – soweit es nur geht – aus dem
Widerstand. Ich kann mich dieser Veränderung ohnhin nicht entziehen. Also gehe
ich lieber freiwillig mit als mich nachschleifen zu lassen. In meinem Vortrag "Spirituelle Grundgesetze"gehe ich auf dieses Widerstand-Aufgeben unter dem Titel
ALOHA ganz speziell ein, weil es ein zentrales Thema ist – daher steht es auch
in meiner Aufzählung an erster Stelle.
Ich habe für mich die Bezeichnung Lehrgang gewählt:
"OK, der nächste Lehrgang hat begonnen." Dadurch mache ich mir zwei
Dinge deutlich:
- Es geht darum, etwas zu lernen. So habe ich von Anfang an den Fokus darauf, um welchen Bereich von Wachstum und Transformation es diesmal gehen könnte.
- Es handelt sich um eine Phase, die auch wieder vorüber geht. Dieser Lehrgang hat auch wieder ein Ende.
Zu dieser Sicht des Lehrganges hat mich unter anderem
das Buch "Mutige Seelen" gebracht, denn es stellt die Erfahrungen unseres Lebens
in einen viel größeren Kontext.
2. Mit sich
selbst liebevoll sein
Gerade im Land des Nicht-Wissens, gerade in Zeiten von
Krise und Transformation ist es besonders wichtig, mit sich selbst liebevoll
und achtsam umzugehen. Für unsere inneren Prozesse stellen wir Energie zur
Verfügung, daher sind wir in solchen Phasen nicht so leistungsfähig wie sonst.
Wir sind aufgefordert, dies anzuerkennen, uns Auszeiten zum Auftanken zu nehmen
und uns keine Vorwürfe zu machen (dass das alles schneller gehen sollte, dass
wir noch immer nicht damit klar kommen, dass ...). Wenn wir uns vorstellen, wie
achtsam wir mit Menschen in "schwierigen Lebensphasen" umgehen (z.B.
nach dem Tod eines Angehörigen), dann haben wir eine Ahnung bekommen, wie
liebevoll wir mit uns selbst in Transformationszeiten umgehen sollten.
Gerade in Zeiten, wo wir uns unrund, nicht in unserer
Mitte, aus dem Gleichgewicht geraten fühlen, gerade da ist es sinnvoll, bewusst
wahrzunehmen, wovon wir zu viel im Leben haben und was es auf der anderen
Waagschale braucht, um wieder in Balance zu kommen. Mein Modul "Frau-Sein in Balance" des Jahreszyklus Ganz.Frau.Sein von akasha beschäftigt sich
genau mit diesem Thema.
3. Im eigenen
Prozess bleiben
Wenn wir uns nicht wohl fühlen, wenn wir uns unrund
fühlen, wenn Sand im Getriebe ist, fühlen wir uns verleitet, im Außen nach
Gründen zu suchen bzw. unser inneres Unwohlsein durch Aggression im Außen abzureagieren.
Zu unserem eigenen Wohl und zum Wohle unserer Mitmenschen ist es toll, wenn wir
es schaffen, immer wieder in den eigenen inneren Prozess zurückzukehren und
unsere inneren Turbulenzen so wenig als möglich auf andere zu projizieren. Es
bringt nichts, im Außen "herumzufuhrwerken" (außer mehr Ärger und
Turbulenzen) – unsere Energie ist im inneren Prozess viel wertvoller
eingesetzt!
4. Synchronizitäten
wahrnehmen
(C) Uli Feichtinger, 2011 |
C. G. Jung hat das Wort Synchronizitäten geprägt,
gemeint sind damit die "berühmten Zufälle". Wenn Dinge "ganz
zufälligerweise" genau dann passieren, wenn sie notwendig sind oder
gebraucht werden. Beispiel: Am Beginn einer solchen Transformationszeit, eines
solchen Lehrganges war mir noch nicht klar, worum es diesmal gehen sollte. Doch
dann sprach jemand im Coaching über Machtkämpfe, in einem Vortrag ging es
darum, wie Menschen Macht ausüben (oft ganz unbewusst und scheinbar machtlos) –
durch diese gehäuften Synchronizitäten wurde mir klar: Ja, stimmt, darum geht
es gerade. Es geht für mich gerade darum, aus unbewussten Machtkämpfen bewusst
auszusteigen.
Im Berufungscoaching kommen solche "Zufälle" oft vor. Während wir
durch unseren Prozess gehen, schickt das Leben uns Bücher, Filme, Menschen,
Vorträge, Videos, Ereignisse, Möglichkeiten, die uns einen großen Schritt
weiter bringen in unserer spirituellen Entwicklung. Wenn wir uns bewusst für
einen solchen Lehrgang entscheiden, unterstützt uns das Leben / das Universum /
die Göttin / Gott / das Bewusstsein mit Synchronizitäten. Unsere Aufgabe ist
es, achtsam genug zu sein, um diese Synchronizitäten wahrzunehmen und einordnen
zu können.
Wenn wir also das Gefühl haben, dass irgendetwas gar
nicht so zufällig während unseres Aufenthaltes im Land des Nicht-Wissens
passiert, können wir uns fragen:
- Wie passt das zu meinem aktuellen Prozess?
- Was will mir dieser "Zufall", diese Synchronizität sagen?
- Wie passen die einzelnen Puzzle-Steine zusammen?
5. Den Körper
miteinbeziehen
Zu solchen "Zufällen" gehören auch
Körpersymptome. Wenn wir uns als spirituelle Wesen verstehen, die diese
Inkarnation in einem Körper verbringen, dann sind körperliche Symptome mehr als
Zufälle, sind vielmehr Botschaften unserer Seele. Um diese Botschaften erkennen
zu können, ist es notwendig, dass wir mit unserem Körper in Kontakt sind, dass
wir "uns spüren", dass wir regelmäßig die Körperlandschaft erkunden.
Ich habe in den letzten 1,5 Jahren sehr gute Erfahrungen mit meditativem Yoga
bei Barbara Schmitzberger gemacht. Doch ich bin sicher, dass jede Körperarbeit
mit Achtsamkeitsübungen ebenso dafür geeignet ist, den eigenen Körper bewusster
wahrzunehmen, kennen zu lernen, verstehen zu lernen.
Manche Menschen meditieren über ihre Körpersymptome, um
deren Botschaft zu verstehen. Eva Ulmer-Janes hat in ihren Gesundheitsworkshops immer wieder die
Frage gestellt: "Woran hindert dich das Symptom? Wozu zwingt dich das
Symptom?" Die Antworten sind meistens sehr aufschlussreich! :) Zusätzlich
verwende ich gerne folgende drei Bücher, um die Bedeutung körperlicher Symptome
zu verstehen:
- Louise Hay: Heile deinen Körper
- Lise Bourbeau: Dein Körper sagt: "Liebe dich!"
- Rita Fasel & Rüdiger Dahlke: Die Spuren der Seele: Was Hand und Fuß über uns verraten
So können beispielsweise Augenentzündungen darauf
hinweisen, dass wir noch nicht wirklich hinschauen wollen – auf das aktuelle
Thema, auf den Schattenaspekt, der sich uns zeigen möchte, auf die
Herausforderung. Durchfälle können uns auf unsere Ängste hinweisen, Verstopfung
hingegen auf Bereiche, wo wir uns noch zurückhalten. Aussagen des Volksmundes
sind oft sehr aussagekräftig...
6. Aus dem Drama
aussteigen
Dies ist einer der wichtigsten Aspekte überhaupt. Oh,
wieviel Zeit und Energie verlieren wir durch das Drama, das wir aus vielem
machen. "Oh, was mir heute Schreckliches passiert ist!" – "Oh,
es macht mich ja soooooo wütend, dass ...." – "Ach, es ist ja soooo
schlimm, dass ..."
Sobald wir es schaffen, "eine Etage höher zu
steigen", unser Leben aus der Beobachtungsposition zu betrachten, die
Seelenebene (vgl. "Mutige Seelen")
miteinzubeziehen, beenden wir das Drama. Es geht nicht darum, die Vorkommnisse
des Lebens und deren Auswirkungen zu leugnen, ganz im Gegenteil. Doch wir
machen uns selbst einen großen Gefallen, wenn wir unsere Zeit und Energie nicht
mit Drama-Inszenierung vergeuden, sondern uns auf den Kern der Botschaft des
Ereignisses konzentrieren.
"Liebes Drama, ich mach Schluß mit dir." –
Wer macht mit?
7. In der
Zuversicht bleiben
(C) Uli Feichtigner, 2013 |
Das ist eine der schwierigsten Herausforderungen, ich
weiß! Zuversicht bzw. Vertrauen kann man nicht einfach im Supermarkt kaufen.
Vertrauen hat jedoch mit bewusst gelenkter Energie zu tun, und das können wir
alle lernen und üben. Es ist (zu einem großen Teil) unsere Entscheidung, ob wir
Energie in den Zweifel investieren bzw. in die Frage "Warum gerade
ich?" – oder ob wir die Energie auf eine Überzeugung lenken, die uns auf
der Reise durch das Land des Nicht-Wissens unterstützt: "Ich weiß zwar
gerade nicht, wofür das alles gut sein soll und was ich da lernen soll. Doch
ich vertraue darauf, dass alles seinen Sinn hat und dass es das Leben gut mit
mir meint." Zuversicht!
Wenn wir aus dem Vertrauen herausfallen, dann ist es
gut,
- liebevoll mit sich selbst zu sein,
- sich selbst zu verzeihen – und
- bewusst wieder ins Vertrauen hinein zu gehen: Die Frage "Wohin will ich meine Energie WIRKLICH lenken?" kann dabei sehr gute Dienste leisten.
8. Aufrichtig
sein
Wie oft machen wir uns etwas vor? "Das Thema
Machtkämpfe hat nichts mit mir zu tun, ich hab da kein Thema damit." Auch
das Verleugnen unserer Schattenseiten braucht viel Energie. Meine Metapher ist
dafür ein Druckkochtopf. Dauernd bedacht zu sein, dass ja nichts aus diesem
Kochtopf herauskommt und sichtbar wird, ist sehr Energie-aufwändig. Den Deckel
zu öffnen und den Dampf aus dem Topf zu lassen, ist die Energie-schonendere
Alternative.
Den Deckel zu öffnen, das ist gleichbedeutend damit,
aufrichtig zu sein. "Ja, es stimmt, dass ich ..." Probiere es einmal
aus! Entweder du schreibst es für dich selbst auf (schwarz-auf-weiß hat noch
immer eine besonders gute Wirkung) oder du suchst dir eine vertrauensvolle
Zeugin / einen vertrauensvollen Zeugen. Du kannst zum Beispiel während des
nächsten Fressanfalles deiner Freundin ein SMS schreiben: "Ich habe gerade
wieder einen Fressanfall." Oder aus der Umkleidekabine bei deinen Frustkäufen.
Oder du schreibst deinem Freund ein Email: "Ich bin schon wieder
eifersüchtig auf meine Frau, weil sie alleine ausgeht." Natürlich sollten dies
Menschen sein, denen du wirklich 100%ig vertraust.
Vielleicht merkst du schon jetzt beim Lesen die
Erleichterung, die sich breit macht, wenn die dunkle Seite endlich nicht mehr
geleugnet wird, sondern gesehen werden darf!? Falls sich bei oder nach der
Aufrichtigkeitsübung Schulgefühle einstellen:
- Gehe zu Punkt "mit sich selbst liebevoll sein".
- Verzeihe dir selbst. Nimm die "Moral aus der Geschichte" mit und gehe deinen Weg weiter.
9. Sich mit
anderen austauschen
Es tut einfach gut, Gleichgesinnte zu haben, mit denen
man sich austauschen kann – über die Herausforderungen des aktuellen inneren
Prozesses, über mögliche Zusammenhänge, über mögliche Ursachen, über mögliche
Unterstützung, über mögliche Entwicklungen, über mögliche Fortschritte. Dieser
Austausch geht meist über konkrete Ansätze für den eigenen Prozess hinaus: Wenn
wir erkennen, dass andere Menschen ähnliche Themen bearbeiten (wenn auch mit
anderen konkreten Ausprägungen in deren Leben), beginnen wir eine Ahnung zu
haben, was es bedeuten könnte, dass gerade kollektive Themen aktiv sind und
sich auf das individuelle Leben von einzelnen Menschen auswirkt.
Im Austausch mit anderen kommen oft auch
Erklärungsversuche für die aktuellen Vorkommnisse zur Sprache, die als brain
food, als Hirnnahrung, als Beruhigung für den Verstand hervorragende Dienste
leisten. Oft sind in diesen Erklärungen auch hilfreiche Hinweise auf den
eigenen Prozess (siehe Synchronizitäten) enthalten.
"You don't have to do it alone." Das ist ein
zentraler Satz von Chameli Ardagh. Natürlich gehst du durch deinen Prozess
selbst durch, das kann niemand für dich übernehmen. Doch du kannst dir Menschen
suchen, die am Eingang in die Unterwelt auf dich warten – denke an Inanna, die
ihre Priesterin am Eingang in die Unterwelt postiert. Solche Zeuginnen und
Zeugen unserer Prozesse sind von großer Bedeutung, denn wir wissen, dass jemand
auf uns am Ausgang der Unterwelt wartet und unsere erfolgreiche Rückkehr mit
uns feiern wird.
Solche Zeuginnen und Zeugen können sehr nahestehende
Menschen sein, es können Gleichgesinnte (z.B. einer spirituellen Gruppierung)
sein, es können Coaches und TherapeutInnen der verschiedensten Richtungen sein.
You don't have to do it alone!
10. Die Ernte
des Lehrganges einfahren
(C) Uli Feichtinger, 2011 |
Dieser Schritt wird sehr
oft ausgelassen – da spreche ich aus eigener Erfahrung! :) In meinem persönlichen
Erleben ist ein solcher Lehrgang abgeschlossen, wenn plötzlich alle Teilchen zu
einem Mosaikbild werden, wenn ein Stein zum anderen passt, wenn es plötzlich
vollkommen klar ist, worum es geht, was zu tun ist, was die Zusammenhänge sind,
wie eins zum anderen passt, was die Synchronizitäten bedeutet haben, welchen
Sinn das alles macht und was "die Lehre" des Lehrganges ist. Ich genieße
diese Phase, wenn die Synapsen im Gehirn britzeln und bratzeln (so nenne ich
das für mich! :) ),
wenn eine Erkenntnis auf die nächste folgt und wenn alles plötzlich Sinn
ergibt. Anfangs dachte ich, dass ich mir diese genialen Erkenntnisse ohnehin
merken würde, doch inzwischen bin ich dazu übergegangen, die Ernte schriftlich
festzuhalten. Dieses zu-Papier-Bringen hat den Vorteil, dass ich die
Erkenntnisse klar formuliere und somit in mir festige. Und es ist ein Zeichen
der Wertschätzung für mich und meinen inneren Prozess – eine Würdigung.
All diese Themen fließen in den Lehrgang in innerem Leadership
"Spirit im Alltag - Wachse in deine Größe" ein.
Mehr Inspirationen zu diesen Themen in den
weripower Briefen - Inspirationen mit Herz und Hirn!
"Spirit im Alltag - Wachse in deine Größe" ein.
Mehr Inspirationen zu diesen Themen in den
weripower Briefen - Inspirationen mit Herz und Hirn!
6 Kommentare:
Liebe Uli,
ich möchte mich erstmal für deine wunderbaren weripower-Breife bedanken!!!
Es ist nicht selbstverständlich,
und die ganze Arbeit und Zeit was dahintersteckt - DANKE.
Mit dem heutigen Brief hast du totoal ins Schwarze getroffen,
ich weis nicht wie das machst,
aber ich finden den Brief absolut gelungen.
Nun kann ich meine Gefühle zuordnen!
Danke liebe Uli!!!!
liebe uli,
vielen dank für diesen beitrag! viele der herangehensweisen, die du beschreibst, haben sich auch für mich schon als sehr hilfreich erwiesen - und mit jedem "abstieg" wird es ein wenig leichter, aus dem widerstand auszusteigen und sich hinzugeben...ganz freiwillig ;-) weil man ja schon weiß, dass man am ende "gehäutet" wieder im leben stehen wird, d.h. wieder eine schicht losgeworden ist, und das eigene wesen ist wieder ein stückchen mehr zum vorschein gekommen. und strahlt.
deine 10 punkte finde ich sehr gelungen! tut gut, sie so strukturiert und weise formuliert vor mir zu haben ;-)
alles liebe
kirsten
Danke für deine Worte, ein wunderschönes Osterfest euch allen, glg von Juliane!
Liebe Sabine! Danke für Dein Feedback - wie ich mich freue, dass meine Texte hilfreich sein können! :) :) Alles Liebe für Dich auf allen Deinen Wegen! :) Uli
Liebe Kirsten! Danke für Dein Feedback - noch dazu aus Deiner "Feder"! :) :) So schön zu wissen, dass wir gemeinsam am Weg unterwegs sind! Dance on, sister! :) :) Alles Liebe, Uli
Liebe Juliane! Danke für Dein Feedback und Deine Wünsche! Ich wünsche Dir und uns allen einen sonnigen Frühling! :) Herzlich, Uli
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