Ich bin eine
begeisterte Forscherin und untersuche neugierig,
wie ich Spiritualität und
Alltag verbinden kann.
Die scheinbare Trennung von Heiligem und
Alltäglichem aufzulösen,
ist mein Herzenswunsch, dem ich mein Leben widme.
(C) Uli Feichtinger, 2014 |
Diese Spaltung in
Heiliges und Alltägliches existiert rein in unserer Wahrnehmung, in der
Art, wie wir gewohnt und trainiert sind, die Welt sehen. In der Vergangenheit
gab es gute und intelligente Gründe, diese Trennung von Spiritualität und
weltlichem Leben vorzunehmen, um der Menschheit und ihrer Entwicklung zu
dienen.
Doch die fast gänzliche Verbannung der Spiritualität aus dem
menschlichen Leben hat zu vielen Problemen in unserer Welt der Gegenwart
geführt. Die starke Ausrichtung an materiellen Werten hat eine Gesellschaft
erschaffen, die weder gesund noch nachhaltig lebt. Die Menschheit droht, sich
selbst mit Konsumsucht, Kriegen, Klimakrisen und Umweltkatastrophen zu
zerstören.
Der nächste große
Schritt in der Evolution der Menschheit steht an: Das moderne materielle
Leben wird um den Aspekt einer neuen gelebten Spiritualität erweitert und
bereichert. Ein besonders wichtiger Schlüssel dafür ist Empathie, Mitgefühl:
Erkennen wir uns wieder als Teil der Gemeinschaft, die wir Menschheit nennen.
Solange wir uns als isolierte Inseln in einem willkürlichen Leben erfahren, hat
Konkurrenz und Kampf das Sagen, um das eigene Überleben zu sichern. Erst wenn
wir uns (wieder) als Teil des Mysteriums des Lebens erkennen, erfahren wir die
Liebe zu allem-was-ist. Solch eine tiefe Verbundenheit macht Beziehungen
möglich, die dem Wachstum aller Beteiligten dienen und damit der
Weiterentwicklung der gesamten Menschheit.
Aus der Ehrfurcht vor
dem Mysterium des Lebens erwächst eine innere Haltung der Achtsamkeit und der
Würdigung. "Everything has to be done in a sacred manner." (aus:
Die Botschaft der Hopi Ältesten) Früher war es Nonnen und Mönchen vorbehalten,
in der Haltung Alles-ist-heilig zu leben. Die Gesellschaft hat sie ausdrücklich
von allen weltlichen Verpflichtungen befreit, damit sie sich ausschließlich auf
die spirituelle Ausrichtung konzentrieren konnten.
In der post-modernen Welt brauchen wir post-moderne Nonnen
und Mönche – "ganz normale Menschen", die ihre spirituelle Praxis in ihrem
alltäglichen Umfeld leben. Eltern und Großeltern, Tanten und Onkeln, Schwestern
und Brüder, Unternehmerinnen und Arbeiter, Direktorinnen und Pädagogen,
Putzfrauen und Kanalarbeiter, Therapeutinnen und Trainer, Schneiderinnen und
Friseure, dich und mich. Solch post-moderne Nonnen und Mönche überwinden die
Hierarchie, indem sie erkennen, dass jede Tätigkeit heilig und notwendig
ist, dass jede Tätigkeit dem großen Mysterium des Lebens dient.
Ich bin verwurzelt in
einem internationalen Kreis von spirituell praktizierenden Frauen, die sich
um Chameli Ardagh und ihr Awakening Women Institute versammeln. In diesem Kreis
wird Spiritualität unabhängig von Religionen praktiziert, auch wenn wir Mythen
und Persönlichkeiten aus verschiedenen Traditionen als Vorbilder für
Herausforderungen des Lebens heranziehen. Die gemeinsame Ausrichtung der spirituellen
Praxis ist es, den Körper tatsächlich zu bewohnen (embodiment), um wach und
frisch im Hier und Jetzt zu sein. Wir üben uns darin, auf Reize nicht ausschließlich
mit automatisierten Gewohnheiten zu reagieren, sondern ein Leben zu führen, das
aus frischen Antworten auf den jeweiligen neuen Augenblick erwächst.
Ich bekenne mich zu
meiner persönlichen täglichen spirituellen Praxis, die Basis für mein Wirken
ist. In meinen Vorträgen, Trainings, Workshops und Frauentempeln gebe ich
ausschließlich das weiter, was ich selbst erforscht und als unterstützend
erlebt habe. Meine persönliche Erfahrung ist meine Schatzkiste, die ich gerne
öffne und mit anderen teile.
2 Kommentare:
Dass Spiritualität fehlt sehe ich auch so. Für die Trennung von Kirche und Staat bin ich allerdings dankbar.
Nur so angemerkt.
Gruß
Iris
Liebe Iris,
Danke für Deinen Kommentar!
Diese Trennung von Staat und Kirche habe ich hier drinnen verpackt:
"In der Vergangenheit gab es gute und intelligente Gründe, diese Trennung von Spiritualität und weltlichem Leben vorzunehmen, um der Menschheit und ihrer Entwicklung zu dienen."
Nur zur Sicherheit: Wenn ich nun dafür eintrete, Spiritualität wieder mit dem Alltag zu verbinden, bedeutet das nicht, dass ich für eine Rückkehr der Kirche an die Macht eintrete. Sondern ich plädiere dafür, dass wir uns unsere Spiritualität wieder zurückholen, ohne unsere Macht an spirituelle Oberhäupter abzugeben.
Danke für Deinen Kommentar, dessen Beantwortung mir wieder mehr Klarheit gebracht hat! :)
Herzlich,
Uli
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