25. März 2014

Warum ich hier bin...

Ich bin eine begeisterte Forscherin und untersuche neugierig, 
wie ich Spiritualität und Alltag verbinden kann. 
Die scheinbare Trennung von Heiligem und Alltäglichem aufzulösen, 
ist mein Herzenswunsch, dem ich mein Leben widme.

(C) Uli Feichtinger, 2014

Diese Spaltung in Heiliges und Alltägliches existiert rein in unserer Wahrnehmung, in der Art, wie wir gewohnt und trainiert sind, die Welt sehen. In der Vergangenheit gab es gute und intelligente Gründe, diese Trennung von Spiritualität und weltlichem Leben vorzunehmen, um der Menschheit und ihrer Entwicklung zu dienen.

Doch die fast gänzliche Verbannung der Spiritualität aus dem menschlichen Leben hat zu vielen Problemen in unserer Welt der Gegenwart geführt. Die starke Ausrichtung an materiellen Werten hat eine Gesellschaft erschaffen, die weder gesund noch nachhaltig lebt. Die Menschheit droht, sich selbst mit Konsumsucht, Kriegen, Klimakrisen und Umweltkatastrophen zu zerstören.

Der nächste große Schritt in der Evolution der Menschheit steht an: Das moderne materielle Leben wird um den Aspekt einer neuen gelebten Spiritualität erweitert und bereichert. Ein besonders wichtiger Schlüssel dafür ist Empathie, Mitgefühl: Erkennen wir uns wieder als Teil der Gemeinschaft, die wir Menschheit nennen. Solange wir uns als isolierte Inseln in einem willkürlichen Leben erfahren, hat Konkurrenz und Kampf das Sagen, um das eigene Überleben zu sichern. Erst wenn wir uns (wieder) als Teil des Mysteriums des Lebens erkennen, erfahren wir die Liebe zu allem-was-ist. Solch eine tiefe Verbundenheit macht Beziehungen möglich, die dem Wachstum aller Beteiligten dienen und damit der Weiterentwicklung der gesamten Menschheit.

Aus der Ehrfurcht vor dem Mysterium des Lebens erwächst eine innere Haltung der Achtsamkeit und der Würdigung. "Everything has to be done in a sacred manner." (aus: Die Botschaft der Hopi Ältesten) Früher war es Nonnen und Mönchen vorbehalten, in der Haltung Alles-ist-heilig zu leben. Die Gesellschaft hat sie ausdrücklich von allen weltlichen Verpflichtungen befreit, damit sie sich ausschließlich auf die spirituelle Ausrichtung konzentrieren konnten.

In der post-modernen Welt brauchen wir post-moderne Nonnen und Mönche – "ganz normale Menschen", die ihre spirituelle Praxis in ihrem alltäglichen Umfeld leben. Eltern und Großeltern, Tanten und Onkeln, Schwestern und Brüder, Unternehmerinnen und Arbeiter, Direktorinnen und Pädagogen, Putzfrauen und Kanalarbeiter, Therapeutinnen und Trainer, Schneiderinnen und Friseure, dich und mich. Solch post-moderne Nonnen und Mönche überwinden die Hierarchie, indem sie erkennen, dass jede Tätigkeit heilig und notwendig ist, dass jede Tätigkeit dem großen Mysterium des Lebens dient.

Ich bin verwurzelt in einem internationalen Kreis von spirituell praktizierenden Frauen, die sich um Chameli Ardagh und ihr Awakening Women Institute versammeln. In diesem Kreis wird Spiritualität unabhängig von Religionen praktiziert, auch wenn wir Mythen und Persönlichkeiten aus verschiedenen Traditionen als Vorbilder für Herausforderungen des Lebens heranziehen. Die gemeinsame Ausrichtung der spirituellen Praxis ist es, den Körper tatsächlich zu bewohnen (embodiment), um wach und frisch im Hier und Jetzt zu sein. Wir üben uns darin, auf Reize nicht ausschließlich mit automatisierten Gewohnheiten zu reagieren, sondern ein Leben zu führen, das aus frischen Antworten auf den jeweiligen neuen Augenblick erwächst.

Ich bekenne mich zu meiner persönlichen täglichen spirituellen Praxis, die Basis für mein Wirken ist. In meinen Vorträgen, Trainings, Workshops und Frauentempeln gebe ich ausschließlich das weiter, was ich selbst erforscht und als unterstützend erlebt habe. Meine persönliche Erfahrung ist meine Schatzkiste, die ich gerne öffne und mit anderen teile.



2 Kommentare:

Iris hat gesagt…

Dass Spiritualität fehlt sehe ich auch so. Für die Trennung von Kirche und Staat bin ich allerdings dankbar.
Nur so angemerkt.
Gruß
Iris

Uli Feichtinger hat gesagt…

Liebe Iris,

Danke für Deinen Kommentar!

Diese Trennung von Staat und Kirche habe ich hier drinnen verpackt:
"In der Vergangenheit gab es gute und intelligente Gründe, diese Trennung von Spiritualität und weltlichem Leben vorzunehmen, um der Menschheit und ihrer Entwicklung zu dienen."

Nur zur Sicherheit: Wenn ich nun dafür eintrete, Spiritualität wieder mit dem Alltag zu verbinden, bedeutet das nicht, dass ich für eine Rückkehr der Kirche an die Macht eintrete. Sondern ich plädiere dafür, dass wir uns unsere Spiritualität wieder zurückholen, ohne unsere Macht an spirituelle Oberhäupter abzugeben.

Danke für Deinen Kommentar, dessen Beantwortung mir wieder mehr Klarheit gebracht hat! :)

Herzlich,
Uli