14. Januar 2015

weripower und Innocence

Ja, die Innocence in mir und anderen zu würdigen, das ist Teil meines Dharmas, meiner Berufung. Früher war ich Expertin in Naivität, so kann ich nach einem Reframing Expertin in Innocence sein! :)

Gerade im Dharma Coaching / Berufungscoaching ist es oft ein ganz wichtiger Schritt im Prozess, im Zuge der Lebensinventur die Innocence wahrzunehmen und zu würdigen. Manchmal liegen viele erworbene Überzeugungen darüber, die diesen unschuldigen Anteil zudecken und verstecken. Doch spätestens bei der Formulierung des Dharma Satzes ist sie dann zu sehen – die Innocence – und sie strahlt aus dem ganzen Wesen, das vor mir sitzt. :) :) :)

Doch auch auf meinem eigenen Weg war Innocence wichtig: Rückblickend kann ich sagen, dass ich beim Einstieg in die Selbständigkeit meiner Innocence gefolgt bin: Als ich vor 9 Jahren weripower Coaching & Training mit :) Faktor gegründet habe, gab es mehrere Einwände, die Menschen an mich herangetragen haben:
  • weripower? Das ist ja kein richtiger Name, das kennt niemand, das versteht niemand.
  • :) Faktor? Das ist ja nicht professionell, das kannst du nicht machen. Da wird dich niemand ernst nehmen.
  • weripower? Das klingt so englisch, da wird niemand kommen!
  • Zuversicht? Was willst du mit der Zuversicht – die Menschen haben im Moment echt andere Probleme! Bring ihnen lieber bei, wie sie einen ordentlichen Job finden.
Für mich war es nicht immer einfach, trotz dieser Einwände bei Meinem zu bleiben (weil ich verleitet war zu glauben, dass es "zu klein" oder "zu wenig" oder "nicht richtig" sei...) und der Stimme meines Herzens zu folgen. Und irgendwie habe ich es dennoch getan. Im Rückblick bin ich froh darüber, bin ich stolz darauf! :) :)

Der Weg der Innocence – auch in der Selbständigkeit – ist kein wischiwaschi Ansatz. Es bedeutet auch, dass ich ganz konkrete Hard Facts über wirtschaftliche Belange erlernt habe – oder dass ich mich in die html-Code-Welten meiner Homepage vertieft habe. Ja, das eine oder andere Mal habe ich mich verbogen und habe einen Auftrag angenommen, der nicht wirklich dem Meinen entsprach. Doch schnell habe ich gelernt, dass mich das nicht glücklich macht und die Auftraggeber/innen auch nicht wirklich...


Und auch bei der weripower Neugeburt, die gerade hinter den Kulissen vorbereitet wird, folge ich meiner Innocence. Du wirst sehen: Das Logo ist eher verspielt, alles andere als "straight". Und gleichzeitig drückt es soooooo viel aus, was mir ganz wichtig ist, in die Welt zu bringen.

Der Name weripower bleibt, der Untertitel "Coaching & Training mit :) Faktor" ändert sich. Es wird in gewohnter Manier weiterhin um die Themen BurnoutBerufung / DharmaSpirit im Alltag,
Frauentempel und Meditationen gehen. Alles weitere über das "neue weripower" erfährst du in einem Newsletter, den ich am 6. Feb. aussenden! Außerdem gibt's am 6. Feb. um 14 Uhr eine Facebook Party und um 19 Uhr das Geburtstagsfest und die Relaunchparty.

Das könnte dich auch interessieren:

Du bist so naiv

In meiner Jugendzeit und auch noch in meinen Zwanzigern habe ich einen Satz sehr oft gehört:
"Du bist so naiv."
Er wurde mir meist mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton gesagt, wenn ich z.B. an das Gute im Menschen geglaubt habe oder an das Gute im Menschen appelliert habe. Ich habe diesen Satz auf jeden Fall nicht als Kompliment empfunden! ;-) Wie sich dieses "Manko" in eines meiner größten Geschenke an die Welt verwandelt hat, erzähle ich dir heute. 

Wann immer mir dieser Satz gesagt wurde, ist in mir ein Gefühl entstanden, das ich aus heutiger Sicht so beschreiben würde: Ich habe mich falsch gefühlt. Als wäre ich nicht richtig ausgestattet für ein Leben auf dieser Welt. Als wäre ich ein bisschen blöd und beschränkt und noch nicht richtig erwachsen. Ich fühlte mich abgewertet.

Als Gegenstrategie habe ich dann versucht, "realistischer" zu sein. Weniger zu glauben und weniger zu erhoffen. Ich wurde ruhig und hielt mich zurück, weil ich dachte, dass die anderen viel genauer wüssten, worum es in diesem Leben auf dieser Welt ginge. Kurz gesagt: Ich habe versucht, jene meiner Eigenschaften zu verbergen, die man Naivität nennt.

Dass mir all das nicht besonders gut getan hat, kannst du dir vielleicht vorstellen. Ich habe ja einen Teil von mir in die Verbannung geschickt. Ich habe diesem Feedback der Menschen geglaubt, dass etwas mit mir "falsch" sei, dass ich nicht OK sei. 

Chameli Ardagh
Und dann schenkte mir das Leben Chameli Ardagh. Chameli kündigte auf ihrer Facebook-Seite an, dass sie an einem bestimmten Tag sogenannte Tempelnamen vergeben würde. Ich bat um solch einen Tempelnamen, der mich unterstützen würde, aus dem Muster von Machtkämpfen auszusteigen. Mein Herz blieb kurz stehen, als ich den Namen las, den Chameli mir geschenkt hatte: Innocent Devotion. 

Oh, als dieser Name in mir angekommen war, ging mir ein Licht auf! Das, was die anderen Menschen als Naivität bezeichneten, war meine Innocence*! Es war der unschuldige Blick auf die Welt! Es war die Verbindung zu der Innocence in mir und in anderen Menschen! Irgendwie hatte ich es geschafft, mir diese Innocence zu bewahren.

* Ich mag das deutsche Wort Unschuld in diesem Zusammenhang nicht so gerne, weil wir das meist in einem anderen Zusammenhang verwenden.

Die Tatsache, dass jemand – in diesem Falle Chameli – dieses Geschenk in mir erkannt hatte, veränderte mein Leben. Plötzlich empfand ich diesen unschuldigen Anteil nicht mehr als Makel der Naivität, sondern als Geschenk der Innocence. Ein simples Reframing zum richtigen Zeitpunkt hatte einen riesigen Unterschied ausgemacht.

Die Innocence zu erkennen und wahrzunehmen, das wurde mir zur fixen Praxis. Denn Innocence wohnt nicht nur in mir, nein, in jedem Menschen, in jedem Wesen in diesem unendlichen Universum. Doch irgendwie haben wir als Menschheit kollektiv auf sie vergessen. Wir als Menschheit konzentrieren uns mehr auf die Fehler der anderen, beantworten Mißgeschicke mit Beschämung, beantworten Andersartigkeit mit Abwertung und teilweise Beschuldigung und Verurteilung.

Wie konnten wir nur einen Augenblick lang die Verbindung zu dieser wundervollen Innocence in unserem Herzen verlieren?

Falls dir jetzt eine sarkastische oder zynische Antwort eingefallen ist, nimm ganz bewusst Verbindung mit deinem Herzen auf und erspüre dort diese unschuldige Unbeschwertheit eines Kindes in dir. Da gibt es irgendwo in deinem Herzen eine unschuldige Sehnsucht. Vielleicht hast du sie gut versteckt, denn diese Innocence in uns macht uns verletzlich.

Mit der eigenen Verletzlichkeit umgehen zu können, sich dennoch nicht hinter kugelsicheren Westen zu verstecken, sich mit dieser innocent Sehnsucht im Herzen in der Welt zu zeigen – das alles sind zentrale Qualitäten eines neuen Leadership, das gerade dabei ist, in der Welt zu erblühen.

Mehr verrate ich noch nicht, das ist die Welt von weripower 2.0! :) :) :) Ich freue mich schon sehr, am 6. Februar diese nächst-größere Version von weripower der Welt präsentieren zu dürfen. Für Details siehe bitte die Druckversion des weripower Briefes Nr. 68Veranstaltung auf Facebook

Das könnte dich auch interessieren:

21. Dezember 2014

Du bist ein Liebesbrief

© Uli Feichtinger, 2013

Diesen wunderschönen Satz hat meine Tochter Veronika vor einem Jahr zur Wintersonnenwende zu mir gesagt. Du kannst dir vorstellen, wie sehr mich das berührt hat. Der Satz ist in mein Wesen eingesickert – und eine große Weisheit hat sich in diesem Prozess gezeigt. Wir alle sind ein Liebesbrief. ♥ ♥ ♥ Jedes Wesen ist ein Liebesbrief des unendlichen Mysteriums an das Leben. ♥ ♥ ♥

Ich lade dich ein, dich selbst einen Tag (wenigestens einen Tag!) zu beobachten, wie du deine Liebe ausdrückst.
Vielleicht durch einen Kuss.
Vielleicht durch ein Frühstück im Bett.
Vielleicht durch ein offenes Ohr zu später Stunde.
Vielleicht durch eine Weihnachtskarte.
Vielleicht durch eine Einladung zu einem Kaffee.
Vielleicht durch einen Moment des Innehaltens.
Vielleicht durch ein Foto eines besonderen Augenblickes.
Vielleicht durch eine Geste des Mitgefühls.
Vielleicht durch ein freundliches Wort.
Vielleicht durch einen Anruf.
Vielleicht durch ein klares, deutliches NEIN.
Vielleicht durch eine Umarmung.
Vielleicht durch ein Geschenk.
Vielleicht durch das Beenden einer Beziehung.
Vielleicht durch einen gemeinsamen Ausflug.
Vielleicht durch einen Spieleabend.
Vielleicht durch ein stilles Ritual.
Vielleicht durch singen, tanzen, malen, gestalten.
Vielleicht durch das Sammeln von Schätzen der Natur.
Vielleicht durch einen Altar in deinem Heim.
Vielleicht durch einen Besuch.
Vielleicht durch ...

Ich kann manchmal diese Liebe in jedem einzelnen Menschen sehen – und wie sie sich in Verhalten ausdrückt. Manchmal hat Liebe eine stark verzerrte Maske auf. Doch wenn wir genau hinsehen, können wir diese Fassade entlarven und die Liebe dahinter wahrnehmen.

Was, wenn wir der Illusion der Trennung keinen Glauben schenken? Was, wenn wir der Liebe hinter all den Fassaden vertrauen? Was, wenn wir uns nicht von den verzerrten Masken der Liebe verwirren lassen? Was, wenn wir uns tief in unserer Liebe verwurzeln?

Neugeburt

Das Leben verläuft in organischen Zyklen – Tag und Nacht, der Kreis der Jahreszeiten, verschiedene Lebensphasen, Entwicklungsphasen... In mir spürt es sich wie eine Spirale an – kein geschlossener Kreis, wo man nach einer Umrundung an genau derselben Stelle ankommt – sondern eine Spirale, wo wir zwar einen Zyklus beenden, aber in der Zwischenzeit Erfahrungen gesammelt haben und daher gewachsen sind. "Du kannst nicht zwei Mal in denselben Fluss steigen." Die Erfahrung jeder einzelnen Sekunde verändert uns und macht uns reicher.

© Uli Feichtinger, 24. Dez. 2012
Wenn Zyklen zu ihrem organischen Ende kommen, stellen sie gleichzeitig den Beginn von etwas Neuem dar. Weihnachten bzw. die Wintersonnenwende sind wunderschöne Symbole für solch eine Neugeburt. In der dunkelsten Nacht gebiert die Große Mutter das Licht. An der Stelle des höchsten Yin beginnt Yang wieder zu wachsen (und umgekehrt).

Solche Neugeburten sind vollkommen natürliche Bestandteile dieses unendlichen Mysteriums des Lebens.

Oft höre ich, wie Menschen in solchen Übergangszeiten eher abfällig über das Vergangene sprechen. Und ich möchte sie dann gerne rütteln und schütteln, damit sie diese wunderbare Liebe wahrnehmen können, die sich in jedem einzelnen Lebensschritt manifestiert. Alles, was uns umgibt, ist sichtbar gemachte Liebe. 

Ich habe den Eindruck, dass derzeit eine Zeit von tiefgreifenden Neugeburten ist. Auch ich selbst gehe mit weripower gerade durch eine Phase der Neugeburt. (Merke dir doch gleich den Abend des Fr., 6. Feb. 2015 vor – weripower Geburtstagsfest und Launchparty!)

Ich wünsche uns allen, die gerade dabei sind, sich selbst wie eine Schlange zu häuten und in ihre nächst-größere Version hineinzuwachsen, dass wir unsere Vergangenheit genauso ehren wie den jetzigen Augenblick und das Neue, das wir wagen wollen. Ich wünsche uns allen, dass wir der Innocence und der Sehnsucht in unserem Herzen folgen – denn die beiden sind die Impulse, die uns veranlassen, der Formlosigkeit Form zu geben, das Unsichtbare sichtbar zu machen, das Vage greifbar zu machen, das Geistige zu manifestieren, Träume zu realisieren, Visionen umzusetzen. So geschieht Evolution.


Die unsichtbare Tochter


Mögen sich alle Menschen gesehen und erkannt fühlen.
Mögen alle Menschen in ihrem wahren Wesen erblühen.


Es war einmal vor langer Zeit in einem kleinen Dorf am Waldesrand, da wurde einem jungen Paar eine Tochter geboren, der sie den Namen Tarita gaben. Wie berührt die frisch gebackenen Eltern ob dieses neugeborenen Wunders waren, wie sehr sie dieses wunderschöne Kind liebten, wie groß das Glück der Familie war!

Schon wenige Monate später wandte sich das Schicksal, denn eines Tages kehrte der junge Vater nicht mehr von der Waldarbeit nach Hause zurück. Tarita verlor ihren Vater ohne die Möglichkeit, ihn je wirklich kennen zu lernen.

Doch in der warmen Nähe ihrer Mutter wuchs Tarita zu einem Sonnenschein heran. Die beiden war immer zusammen: beim Bewirtschaften des kleinen Gemüsegartens, beim Sammeln von Früchten, Pilzen und Beeren, bei der Hausarbeit, beim Nähen, beim Abrebeln des Lavendels, beim Holzhacken, beim Einheizen, beim Kochen.

Mutter und Tochter waren unzertrennlich in ihrem bescheidenen, doch fröhlichen Leben. Tarita lernte schnell. Sie war ihrer Mutter schon bald eine beträchtliche Hilfe, besonders wenn diese eine ihrer wundersamen Geschichten erzählte oder aus vollem Herzen sang.

Zu ihrem dritten Geburtstag bekam Tarita von ihrer Mutter eine selbst genähte Puppe, die mit getrocknetem Lavendel gefüllt war. Tarita trug ihre neue Freundin immer mit sich, sodass die Mutter begann, eine spezielle Puppentasche auf die Röcke ihrer Tochter zu nähen. So konnte Tarita ihre Freundin immer bei sich haben, selbst im Wald und im Garten.

Als kleines Mädchen bemerkte Tarita nichts von den Sorgen der Mutter. Diese verbarg sorgfältig ihre schlaflosen Nächte, in denen sie überlegte, wie sie den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter verdienen könnte. Es war hart, in diesem kleinen Dorf als Schneiderin das Nötigste für sich und das Kind zu verdienen.

Eines Tages kam ein wohlhabender Färber aus der nahegelegenen Stadt ins Dorf. Auf seinen ausgedehnten Reisen war er immer auf der Suche nach Schneiderinnen, die aus seinen bunt gefärbten Stoffen die schönsten Kleider nähen konnten, mit denen er am Hofe des Grafen gutes Geld verdiente.

Er wurde vom Dorfältesten an Taritas Mutter verwiesen, die für ihre Nähkünste im Dorf bekannt war. Vom ersten Moment an war der Färber war nicht nur von der Fingerfertigkeit und der Kreativität der Schneiderin begeistert, sondern auch von ihr selbst. Er versprach, dass er bald mit einem großen Auftrag zu ihr zurückkehren würde.

Wenige Tage später stand der Färber tatsächlich wieder vor dem kleinen Häuschen der Schneiderin. Er brachte zwar keine Stoffe zur Verarbeitung mit, dafür einen Heiratsantrag. Die Überraschung war groß, doch nach kurzer Bedenkzeit willigte Taritas Mutter ein. Sie würde mit ihrer Tochter in einem komfortablen Haus in der Stadt wohnen, sie würde mit ihrer Arbeit erfolgreich sein, sie hätte für sich und ihre Tochter ausgesorgt. Der Heiratsantrag des Färbers schien die Antwort auf ihre nächtlichen Gebete zu sein.

Erst als sie verheiratet und ins Haus des Färbers gezogen war, erkannte Taritas Mutter den wahren Charakter ihres Ehemannes. Er war tyrannisch und ein Besserwisser, der alles kontrollierte und alle herumkommandierte. Besonders auf Tarita hatte er es abgesehen. Das kleine Mädchen schien nichts richtig machen zu können. Sie war ihm ein Dorn im Auge. Oft herrschte er sie an: "Ach, halt den Mund, für wen hältst du dich eigentlich?"

Vorbei waren die glücklichen Zeiten von Taritas Kindheit. Unter dem Einfluss des neuen Ehemannes veränderte sich auch ihre Mutter, die nur mehr sehr selten sang und wenig Zeit mit ihrer Tochter verbrachte. Dafür verlangte sie von dem kleinen Mädchen gute Manieren, wie es sich für ein vornehmes Haus gehörte.

Tarita tat sich mit dieser Umstellung schwer. Bisher war das Leben so einfach gewesen, voller Lieder und Lachen. Wieso hatte sich ihre Mutter bloß so verändert? Die Tochter konnte es nicht verstehen.

Die Menschen rund um sie herum nahmen nur die schmutzigen Fingernägel wahr, die zerzausten Haare, den Riss im Kleid, das zu laute Lachen. Niemand sah in ihre Augen und niemand erkannte die tiefe Seele, die sich dort widerspiegelte.

Sooft es nur ging, floh Tarita mit ihrer besten Freundin, der Puppe, in den Garten. Am liebsten saßen die beiden im Apfelbaum und erlebten die aufregendsten Abenteuer in ihrer eigenen Welt.

An einem sonnigen Nachmittag, als Tarita wieder einmal mit ihrer Puppe im Apfelbaum saß, brach in der Stadt ein Feuer aus, das die Bürgerinnen und Bürger selbst mit größter Anstrengung nicht unter Kontrolle bringen konnten.

Tarita war verzweifelt: Was sollte sie nur tun? An wen konnte sie sich wenden? Mutter und Stiefvater waren auf einer ihrer ausgedehnten Reisen. Einige Dienstboten halfen beim Löschen des Feuers, andere hatten vor lauter Angst bereits die Stadt verlassen.

Der Rauch im Garten war so dicht, dass Tarita kaum noch vom Apfelbaum bis zum Haus sehen konnte. Also umklammerte sie fest ihre Puppe und begann zu laufen. So schnell ihre Füße nur konnten, rannte sie vor dem Feuer davon. Der dunkle kühle Wald schien ihr der richtige Ort zu sein, um sich vor dem grellen heißen Feuer in Sicherheit zu bringen.

Taritas Füßchen liefen und liefen und liefen, bis das Mädchen vor Erschöpfung auf den weichen Waldboden fiel und einfach liegen blieb. Stunden später kam die weise Frau des Waldes an diesen Ort und fand das kleine Mädchen mit der Puppe. Sie trug das Kind zu ihrem Häuschen am geheimsten Ort des Waldes.

Als Tarita aus dem tiefen Schlaf erwachte, war sie vor lauter Schock und Schmerz wie versteinert: Sie konnte sich weder bewegen noch sprechen. Die weise Frau kümmerte sich liebevoll um das Mädchen. Da sie von dem Kind ohnehin keine Antwort erhalten konnte, verschonte sie die Kleine mit Fragen über ihre Herkunft und über ihr Auftauchen im Wald.

Die weise Frau wusste viel über die heimischen Kräuter und ihre Heilwirkungen, so war Tarita in besten Händen. Bereits nach wenigen Wochen konnte sich das kleine Mädchen wieder wie gewohnt bewegen. Doch die Sprache hatte es dem Kind weiterhin verschlagen.

Die Jahre vergingen. Tarita lebte mit der weisen Frau, wie sie früher mit ihrer Mutter zusammen gelebt hatte. Das Mädchen lernte weiterhin schnell, war geschickt im Sammeln und Verarbeiten der Kräuter und kümmerte sich um den gemeinsamen Haushalt. Bald erinnerte nichts mehr an dem Mädchen an ihr früheres Leben, außer die kleine Puppe, die Tarita weiterhin tagaus tagein bei sich trug.

Es blieb Tarita verborgen, wie die weise Frau wissen konnte, wann ein Besucher oder eine Besucherin zu erwarten sei. Regelmäßig kamen Menschen tief in den Wald herein, um bei der weisen Frau Rat und Medizin zu holen. Niemals empfing die Heilerin die Menschen in ihrem Häuschen, sondern nur an einem eigens vorbereiteten Platz in sicherer Entfernung ihres Heimes. Tarita durfte nicht zu den Sitzungen mitkommen, die weise Frau hatte es strengstens verboten. Dennoch schlich Tarita manchmal heimlich zu diesem Platz, um wenigstens aus der Ferne zu beobachten, was bei dem Zusammentreffen mit den fremden Menschen passierte.

Diese geheimen Sitzungen waren der einzige Kontakt der beiden Frauen mit der Außenwelt. Wie der Inquisitor dennoch von der Existenz der weisen Frau erfahren hatte, konnte sich Tarita später nur so zusammenreimen, dass offenbar ein Besucher oder eine Besucherin den geheimen Treffpunkt verraten hatte.

So kam es, dass bei einer der Sitzungen, die Tarita heimlich beobachtete, die weise Frau von zwei Männern gefesselt und abgeführt wurde. Es gelang Tarita, den dreien heimlich zu folgen.

Das Inquisitionsgericht tagte nur zwei Wegstunden entfernt in einem Dorf. In der Menschenmenge verborgen konnte Tarita beobachten, wie der weisen Frau kurzer Prozess gemacht wurde: Bei der Untersuchung ihres Körpers fand man eine dritte Brustwarze, was als untrügliches Zeichen für ein Hexe galt. Somit war das Schicksal der weisen Frau auch ohne Verhör und Folter besiegelt.

Noch am selben Abend wurde für jede verurteilte Hexe der Gegend ein Scheiterhaufen auf dem Dorfplatz entzündet. In der Menschenmenge stand Tarita fassungslos in der Nähe jenes Pfahles, an dem die weise Frau angebunden war. Als das Feuer den Körper der Frau erfasste und der Rauch von verbrennendem Haar zu Tarita herüber zog, schnürte sich ihre Brust zusammen. Dann bahnte sich ein nie gehörter Schmerzensschrei seinen Weg durch ihre Kehle, die seit Jahren keinen Ton hervor gebracht hatte.

Taritas Füße begannen vor dem Feuer davon zu laufen, wie sie es vor langer Zeit bereits getan hatten. Wieder lief die junge Frau in den Wald, um Zuflucht zu suchen. Sie rannte aus Leibeskräften, um all die Erinnerung auszulöschen, die sie nicht ertragen konnte. Sie lief, bis sie vollkommen erschöpft zusammenbrach und am weichen Waldboden liegen blieb.

Die Leiterin des geheimen Klosters war auf einem ihrer Streifzüge durch den Wald, um seltene Pilze zu sammeln, als sie den scheinbar leblosen Körper der jungen Frau fand. Sofort eilte sie ins Kloster und holte Hilfe: Gemeinsam mit ihren Schwestern brachte sie Tarita in das schützende Kloster.

Tagelang lag die junge Frau in der schlichten Krankenzelle des geheimen Klosters, geplagt vom Delirium der Lungenentzündung. Tarita träumte unentwegt von Feuer, dem sie kaum entkommen konnte, bis ihr im Fiebertraum ihre bisher unbekannten Großväter erschienen. Sie sagten: "Wir kennen einen sicheren Ort für dich. Wenn dir ein herrenloses Pferd begegnet, steige auf und wir führen dich an den Ort, der dein Platz in der Welt ist."

Durch die Pflege der heiligen Schwestern erholte sich Tarita schnell von ihrer Krankheit. Als sie wieder aufstehen konnte, lud sie die Leiterin des Klosters zu einem Gespräch ein. Die beiden Frauen hatten von Anfang an das Gefühl, sich sehr nahe zu stehen. So saßen sie bald Abend um Abend beim Kamin und tauschten ihre Lebensgeschichten aus.

Tarita hatte ihre Stimme wieder gefunden und konnte nun zum ersten Mal all ihren Erlebnissen Worte schenken. Die Aufmerksamkeit und das Verständnis ihrer neuen Freundin halfen ihr, Zusammenhänge zu erkennen und Frieden mit ihrer Geschichte zu finden.

Im Gegenzug hörte sie der anderen Frau zu, als diese erzählte, wie es zur Gründung des geheimen Klosters gekommen war. Tarita erfuhr, dass die schlaue Äbtissin des größten Klosters der ganzen Grafschaft einen Weg gefunden hatte, die kräuterkundigen Schwestern vor den Klauen der Inquisition zu retten: Alle Nonnen, die eine außergewöhnliche Neigung zur Kräuterkunde hatten, wurden offiziell als verstorben gemeldet und in einem fingierten Begräbnis auf dem Klosterfriedhof bestattet.

Über die Jahrzehnte hinweg hatten diese Frauen im Wald eine geheime Außenstelle des Klosters erbaut und einen wunderbaren Kräutergarten angelegt. Hier konnten sie ihre Kräuterkunst getrost vertiefen und ausbauen, ohne von der Inquisition bedroht zu werden – denn offiziell waren sie ja verstorben! Niemand vermisste sie.

Das Kloster der schlauen Äbtissin hatte bald den Ruf, Menschen durch besonders hingebungsvolle Gebete zu heilen. Die Kranken wussten nicht, dass sie beim Eintreffen im Kloster einen Schlaftrunk verabreicht bekamen, mit dessen Hilfe sie in einen 12 Stunden währenden tiefen Schlaf sanken. In dieser Zeit wurden sie heimlich in die Außenstelle transportiert und wachten dort in einem Krankenzimmer auf. Sie durften dieses Zimmer nicht verlassen, in dem sie von den hingebungsvollen Nonnen gepflegt und geheilt wurden. Sobald die Menschen gesund waren, erhielten sie wieder den Schlaftrunk und wurden in das Haupthaus überstellt. Wenn sie aus dem tiefen Schlaf erwachten, durften sie das Kloster verlassen. Auf alles Nachfragen konnten sie nur angeben, dass sie die Tage in einem Krankenzimmer verbracht hatten, während die Nonnen für ihr Heil und Wohl hingebungsvoll gebetet hatten.

In den letzten Jahren waren die Schwestern auch zu Expertinnen der geistigen Heilung und der Heilung durch tiefe Gespräche geworden. Ihre hingebungsvollen Forschungen hatten die Leiterin dieses geheimen Klosters zu einer Meisterin der Rituale, Gebete und Gespräche gemacht, um Menschen an ihren wahren Kern zu erinnern. Diese Erkenntnis unterstützte den Heilungsprozess der Betroffenen in hohem Maße. Auch für Tarita war dies die Medizin, die ihr erlaubte, in sich selbst Würde, Liebe und Größe zu erkennen. Die Wunden ihres Mädchenlebens heilten. Doch ihre Puppe trug sie weiterhin in eigens an die Röcke aufgenähten Taschen.

Tarita blieb viele Jahre in der geheimen Außenstelle und lebte mit den Schwestern wie eine von ihnen. Sie erweiterte ihr Wissen und teilte mit den Nonnen, was sie von der weisen Frau gelernt hatte. Hier im Kreis der Frauen fühlte sich Tarita zum ersten Mal im Leben sicher und geborgen: Ihr Wesen wurde nicht nur gesehen und erkannt, sondern sie wurde auch für ihr Sein und ihre Weisheit geschätzt. Sie wurde schnell zu einer besonderen Meisterin der geistigen Heilung, da sie seit ihren Kindheitsjahren im Apfelbaum mit der unsichtbaren Welt sehr vertraut war.

Über die Jahre entdeckte Tarita in sich ihre persönliche Gabe: Wenn sie einem Menschen tief in die Augen sah, konnte sie hinter die Fassade sehen, das wahre Wesen dieses Menschen erkennen, in den Spiegel der Seele blicken. Genau das, was ihr schon als Kind so sehr gefehlt hatte, entpuppte sich als ihr Geschenk an die Menschen: das wahre Wesen zu sehen und zu erkennen. Wem immer sie dieses Geschenk zuteil werden ließ, gesundete rasch, weil Tarita die Menschen unterstützte, sich wieder mit ihrer Seele zu verbinden.

An einem schönen Sommertag war Tarita im Wald unterwegs, um Einbeeren für eine Tinktur zu sammeln, als sie einem herrenlosen Pferd begegnete. Sie wusste sofort, dass dies das Pferd war, von dem ihre Großväter vor Jahren im Fiebertraum erzählt hatten. Nur kurz zögerte sie, dann näherte sie sich dem Gaul, der sie freundlich begrüßte. Tarita stieg auf und das kräftige Tier begann zu traben.

Nach vielen Stunden der Reise, die das Pferd überhaupt nicht zu ermüden schien, erreichten sie eine steile Gebirgskette. Am Fuße des ersten Berges wartete bereits ein großer Adler auf sie. Es bedurfte keiner Worte: Tarita stieg vom Pferd, bedankte sich für seine Dienste und wechselte auf den Rücken des Adlers.

Kaum war sie aufgestiegen, erhob sich der mächtige Vogel in die Lüfte und gewann mit seinen kräftigen Flügelschlägen rasch an Höhe. Tarita fror in der Kühle der Bergluft, doch sie konnte ihre Arme, ihr Gesicht und ihre Beine im weichen Gefieder des Adlers wärmen.

Auf der anderen Seite der Gebirgskette angekommen, schien der Adler nicht ein bisschen ermüdet zu sein. Voll Anmut landete er mit seiner wertvollen Fracht am Fuße einer steilen Klippe. Wieder stieg Tarita wortlos ab, bedankte sich bei dem Vogel für seine Dienste und schritt ins Meer, wo bereits ein Delphin auf sie wartete.

Hui, der Ritt auf dem Delphin war verspielt und hurtig – gespickt mit lustigen Sprüngen aus dem Wasser in die Luft. Tarita musste lachen und spürte seit langer Zeit zum ersten Mal wieder, wie sich ihr Herz in verspielter Freude öffnete und jubilierte. Am Sandstrand einer wunderschönen grünen Insel ließ der Delphin die Frau absteigen, sie bedankte sich für seine Dienste und entdeckte sofort ihre nächste Begleiterin: eine große behäbige Schildkröte.

Die Schildkröte war Taritas Lehrerin in Geduld und Gelassenheit. "Gut Ding braucht Weile," dachte sich die junge Frau, denn sie hatte gelernt, dass sie auf ihrer Reise nichts erzwingen konnte. Ihr weiblicher Weg war geprägt von Vertrauen in den Fluss des Lebens, der sich wie ein Farn Blatt um Blatt entfaltete.

Nach vielen Sonnenuntergängen und durchwanderten Nächten kamen Tarita und ihre Begleiterin bei Sonnenaufgang an einem Mäuerchen an. Die Schildkröte stupste vorsichtig mit ihrer Nase gegen einen der Steine, der sich aus der Mauer löste und so den Zugang zu einem kleinen Versteck frei gab. Tarita entdeckte darin eine Schriftrolle, die eine Botschaft für sie enthielt:


Was für ein wundersames Vermächtnis! Auf dieser saftig grünen Insel mit dem milden Klima hatte sie nun ein riesiges Grundstück zur Verfügung, mit dem sie tun und lassen konnte, wie es ihr beliebte. Welch ein Geschenk!

Als sich Tarita bei der Schildkröte für ihre Begleitung bedanken wollte, bedeutete diese ihr, dass sie bei ihr bleiben und ihr beim Aufbau ihrer eigenen Welt behilflich sein würde. Denn die besondere Gabe der Schildkröte war es, Dinge aus der unsichtbaren Welt auf die Erde zu bringen und hier gut zu verwurzeln.

Voll Tatendrang begann Tarita ihr Reich ganz nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Mit der Hilfe der Schildkröte baute sie zuerst ein Häuschen für sich, ihre wundersame Gefährtin und die kleine Puppe, die nun aus der Rocktasche in eine kleine Wandnische oberhalb von Taritas Bett wanderte. Dies war das pulsierende kraftvolle Zentrum ihres Reiches, denn hier entstanden in Zwiegesprächen mit sichtbaren und unsichtbaren Wesen all die Ideen und Planungen für die Welt des Wohlwollens.

Morgens bei Sonnenaufgang führte Tarita ihr tägliches Ritual durch, in dem sie für all die Geschenke ihres Lebens dankte und um Unterstützung für ihr Vorhaben bat. Bei den geheimen Schwestern hatte sie gelernt, wie wichtig es bei der Umsetzung neuer Vorhaben war, Dankbarkeit für das Bestehende zu kultivieren.

Als Tarita begann, innerhalb des Mäuerchens einen Kräutergarten anzulegen, bekam sie Gesellschaft von einigen Frauen der Insel, die neugierig bei ihrer neuen Nachbarin vorbeikamen. Tarita erzählte ihnen voller Begeisterung von ihrem Plan, eine Welt des Wohlwollens aufzubauen. Sie schwärmte den Frauen vor, wie wunderschön es in diesem Reich werde, wo alle Menschen sich offen und ehrlich in Wohlwollen begegneten. In den schönsten Farben malte sie die Vision aus, wie alle Menschen aufblühten, wenn sie bestärkt und unterstützt würden, ihr ureigenes Sein zu zeigen und zu leben. Sie verdeutlichte, wie wichtig es sein würde, andere Menschen nicht zu unterdrücken oder zu beschämen, sondern die Einzigartigkeit jedes Individuums zu würdigen und zu feiern. Tarita betonte besonders, dass jedes Wesen ganz individuelle Geschenke in dieses irdische Leben mitgebracht hatte, die es nun in die Welt zu bringen gelte.

Die Frauen waren Feuer und Flamme für diese Vision, für diese neue Welt des Wohlwollens. Sie versprachen, wieder zu kommen und Tarita beim Aufbau dieses Reiches behilflich zu sein. Tatsächlich erschienen sie von nun an, sooft sie nur konnten, um Tarita zu unterstützen. So manche brachte ihre Kinder mit und es ging lustig zu. Die Frauen arbeiteten voll Freude, sangen gemeinsam, erzählten sich die Geschichten ihres Lebens, berieten einander bei Schwierigkeiten und lachten aus der Tiefe ihres Bauches heraus.

In den Begegnungen mit den Frauen drückte Tarita ihre Wertschätzung für die ganz persönlichen Fähigkeiten jeder einzelnen aus. Bewusst setzte sie ihre Gabe ein, das wahre Wesen in den Augen der Menschen zu sehen und zu erkennen. Dadurch entstand in diesem Kreis der Frauen eine tiefe Verbindung und die Kinder blühten in ihrer unbeschwerten Unbekümmertheit auf.

Den Männern der Insel war diese neue Wendung ein Dorn im Auge. Wieso war es ihren Frauen plötzlich so wichtig, einer Wildfremden bei der Arbeit zu helfen, wo es doch im eigenen Anwesen genug zu tun gab? Eines Abends fasste sich einer der Männer ein Herz und passte die Frauen auf ihrem Heimweg ab. Er fragte sie: "Was ist euch an dieser Fremden so wichtig, dass ihr eure gewohnte Umgebung freiwillig verlasst?"

Erst waren die Frauen stutzig. In ihrer Begeisterung hatten sie gar nicht bemerkt, dass sich ihre Familien vernachlässigt fühlten. Doch bereitwillig erzählten sie dem Mann von Taritas Vision. Sie sagten ihm auch, wie groß die Sehnsucht in ihrem eigenen Herzen war, solch eine Welt des Wohlwollens aufzubauen und zu erschaffen. Sie hatten die Welt der Beschämung und der Unterdrückung so satt. Sie wollten sich voll Freude als die zeigen, die sie tief drinnen waren. Sie wollten sich nicht mehr hinter Fassaden und Masken verstecken. Sie wollten ihre Einzigartigkeit leben und sich gegenseitig dabei unterstützen. Denn sie wussten, dass das Leben viel einfacher sein würde, wenn Menschen zusammenhelfen statt sich gegenseitig zu verachten, wenn Menschen sich gegenseitig feiern statt nach Wegen der Unterdrückung zu suchen.

Als die Frauen so ins Schwärmen gerieten, wurde dem Mann ganz warm ums Herz. Er spürte, dass in seinem Herzen eine ähnliche Sehnsucht wohnte, er konnte die Frauen gut verstehen. So versprach er, den anderen Männern davon zu erzählen und ihnen von diesem besonderen Vorhaben zu berichten, das auf ihrer Insel bald Wirklichkeit werden sollte.

Hatte die Schildkröte ihre Zauberkraft wirken lassen? War ein Wunder geschehen? Oder war die Zeit einfach reif geworden für die Welt des Wohlwollens? Auf jeden Fall waren die anderen Männer innerhalb kürzester Zeit überzeugt von der neuen Idee und sagten ebenfalls ihre Unterstützung zu.

Als sie am nächsten Tag an das Mäuerchen rund um die Welt des Wohlwollens kamen, wartete Tarita bereits auf sie. Sie begrüßte jeden Mann einzeln, dankte ihm für die Unterstützung und blickte ihm tief in die Augen. Jeder von ihnen erhielt das Geschenk, in seiner Einzigartigkeit gesehen und erkannt zu werden. Da schmolzen die Panzer um so manches Herz.

Die Welt des Wohlwollens wuchs nun rasch mit so vielen Händen, die anpackten, mit so vielen Hirnen, die mitdachten, mit so vielen Herzen, die mitfühlten und mitfieberten. Es entstanden Gebäude und Gärten, die auf Taritas Weisung hin kreisförmig angeordnet und angelegt wurden. Denn sie hatte einen Traum gehabt, in dem sie gesehen hatte, dass die grundlegende Architektur der Welt des Wohlwollen aus überlappenden Kreisen bestand: So waren alle miteinander verbunden und in Beziehung.

Bald wurde das Mäuerchen rund um Taritas Grundstück verschoben, damit mehr Platz zur Verfügung stand. Nach und nach verlegten die Familien ihren Wohnsitz in die Welt des Wohlwollens, deren Mittelpunkt weiterhin Taritas Häuschen war. Inzwischen hatte sie einen heiligen Raum errichtet, in dem sie nicht mehr alleine ihre Rituale durchführte, sondern in der Gemeinschaft mit den anderen Dankbarkeit ausdrückte und Gebete sprach.

Tarita begann, im Haus der Weisheit ihr Wissen über Kräuter und geistige Heilung mit anderen zu teilen. Sie lud die Weisen der Insel ein, ebenfalls ihre Schätze in die Kreise einzubringen. Je mehr die Menschen der Gemeinschaft in Verbindung mit ihrem wahren Wesen kamen, umso mehr Zugang hatten sie zu ihrer inneren Weisheit. Tarita ermutigte sie alle, dieses von innen heraus strömende Wissen miteinander zu teilen und zu feiern.

So lernten die Menschen sehr rasch voneinander, die Gemeinschaft erlebte eine rasante Entwicklung, von der alle Beteiligten profitierten. Die Welt des Wohlwollens bekam eine starke Ausstrahlung, sodass sich ihr einzigartiger Ruf wie ein Lauffeuer verbreitete. Bald kamen Menschen von überall her, um Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Tarita begrüßte jede Person einzeln am Eingang. Sie segnete die Menschen und blickte ihnen so tief in die Augen, dass sie ihr wahres Wesen sehen und erkennen konnte.

Über die Jahre wurde die Welt des Wohlwollens zu einer Pilgerstätte für Menschen von nah und fern, die sich nach körperlicher, geistiger, emotionaler oder seelischer Gesundheit sehnten. Viele kamen in die Welt des Wohlwollens, wenn unter Taritas Leitung die großen Feste des Jahreskreises gefeiert wurden. Wohlwollen schien ansteckend zu sein: Die Menschen verließen diesen Ort fröhlicher, glücklicher und gesünder, als sie gekommen waren.

Taritas Reich erblühte und der Ruf strahlte weit in die Welt hinaus: Hier wurden die Geschenke der Menschen geehrt und gewürdigt. In Taritas Reich blühten die Menschen auf und wuchsen über sich selbst hinaus.

... und wenn sie nicht gestorben sind, dann blühen sie noch heute.

Das könnte dich auch interessieren: 

5. Dezember 2014

Lass dich ein

Lass dich ein
auf dich und dein Sein
Finde in dir die Sehnsucht
dich der Welt zu schenken
mit Haut und Haaren

~ Uli Feichtinger

25. November 2014

sich zeigen

© Uli Feichtinger, 2012
Mein Eindruck ist, dass wir in einer Zeit leben, in der das feminine Prinzip sich vermehrt wieder in der Welt zeigt – bzw. den Mut aufbringt, sich wieder zu zeigen. In der Erinnerung des Kollektivs sind noch ganz stark die Folgen der Unterdrückung der Vergangenheit (und der Gegenwart) spürbar. Dennoch lässt sich dieser Keim nicht mehr länger aufhalten. Überall treten Frauen aus der Unsichtbarkeit heraus und zeigen sich mit ihren Gaben und Talenten in der Welt. Raising the feminine voice.

Um die Probleme und Herausforderungen der heutigen Welt zu lösen, braucht es unbedingt die Stärkung des femininen Prinzipes – damit feminines und maskulines Prinzip in Balance neue Lösungen erschaffen können! Eine berührende Botschaft an die Frauen kommt von Arjuna Ardagh und einer Gruppe von Conscious Men: Dear Woman! (Video mit deutschen Untertiteln)      

Am 20. und 21. März 2015 findet in Graz der WoMan Congress statt: Es geht um die Stärkung des femininen Prinzipes, um in Kooperation mit dem maskulinen Prinzip eine neue Welt zu erschaffen. (Frühbucherrabatt bis 15. Dezemeber! ☺)

Was brauchen nun Frauen, die sich authentisch mit ihren Gaben zeigen möchten?

© Uli Feichtinger, 2013
Sie brauchen Mut – denn authentisch bedeutet ohne Masken und Fassaden. Authentisch aufzutreten bringt mit sich, dass wir uns mit dem zeigen, was wir wirklich sind, wofür wir wirklich stehen, was uns wirklich wichtig ist. Das macht sehr verletzlich. Es braucht Mut, sich in dieser Verletzlichkeit zu zeigen. Und gleichzeitig ist genau dieser Schritt es, der die Welt verändert bzw. verändern wird. Wir haben uns lange genug hinter Masken und Fassaden des wie-man-sein-soll versteckt! Nun ist es an der Zeit, aus unserer Innocence heraus zu leben.

Ich empfehle die Vorträge von Brené Brown zu diesem Thema – sie ist eine begnadete Pionierin in Verletzlichkeit! Dies sind ihre bereits legendär gewordenen Vorträge: Die Macht der Verletzlichkeit - Auf die Scham hören

In einem aktuellen Vortrag spricht Brené Brown darüber, wie sie mit Kritik umgeht – und von wem sie Feedback annimmt und von wem nicht. Allen Frauen ans ♥ gelegt, die sich mit ihren Gaben der Welt zeigen!
Why your critics aren't the ones who count

© Uli Feichtinger, 2014
Sie brauchen Rückhalt – bedingungslosen Rückhalt. Einen Ort, wo sie all die Erfahrungen verarbeiten können, die auf sie einprasseln, wenn sie sich in ihrer Verletzlichkeit zeigen. Der Frauentempel (about Women's Temple) ist zum Beispiel solch ein Ort, an dem wir uns gegenseitig annehmen, wie wir sind. Mit Wut und Trauer. Mit Glück und Erfolgstaumel. Mit Sorgen und Freude. Mit Angst und Größe. Im Frauentempel feiern wir die feminine Essenz mit all ihren Ausprägungen. Im Tempel verwenden wir das Sisterhood Manifesto des Awakening Women Institutes. Mein Lieblingssatz daraus ist der folgende – er drückt für mich ultimativen Rückhalt aus:

Ich feiere deine einzigartige Schönheit und deine Gaben.
I celebrate your unique beauty and gifts.

Sie brauchen Austausch – denn es gibt bereits vieles, was schon andere vor uns erlebt und erfahren haben. Wenn wir uns ohne Hintergedanken, ohne Hidden Agenda über Herausforderungen und Lösungswege austauschen, sprüht meistens das kreative Feuer der Ideen und Möglichkeiten. Aus diesem Wohlwollen heraus wächst Unterstützung und Kooperation. Wir können gemeinsam in unsere Größe hineinwachsen.

© Uli Feichtinger, 2012
Sie brauchen Leadership – so bezeichne ich die Fähigkeit, öffentlich für das einzustehen, was uns wirklich wichtig ist. Aus dem inneren Leadership, aus dem spirituellen Selbstmanagement wachsen sie in das äußere Leadership hinein, das einen neuen Stil zeigt: feminin, evolutionär und beseelt. So können wir unsere Werte authentisch ins Leben bringen.

Was brauchen sie noch?
Was brauchst du als Frau, die sich mit ihren Gaben in der Welt zeigen möchte?